Mittwoch, 10. September 2008

Tischlerin?!

Ich wollte einfach nicht aufstehen. Das Bett war so gemütlich. Natürlich nicht so gemütlich wie mein Bett zu Hause, denn es hat ja viel weniger Kissen und sowieso die Decken sind nicht annähernd so kuschelig, wie ich gewohnt bin, aber trotzdem schön warm und besonders gut gegen Müdigkeit.

Aber es war doch ganz gut, dass ich aufgestanden bin, denn nur kurze Zeit später stand Ryan vor der Tür. Als Bernd und Sherry in Vernon waren, hatte Ryan den großen Van, um trotz Bernds Abwesenheit Modelle herumfahren zu können. Somit stand sein Auto noch vor dem Haus und da er sich deutlich besser fühlte als gestern, wollte er heute wieder zum Shop, und zwar mit seinem Auto. Sehr praktisch, da er mich somit gleich mitnehmen konnte.

Wir klebten, schnitten und bastelten an den beiden Modellen weiter, mit denen ich gestern schon angefangen hatte. Eine Basis davon ist aus Kork gemacht, welches mit einer sehr sehr merkwürdig aussehenden Maschine zu Recht geschnitten werden muss und dann Schicht für Schicht aufeinander geklebt werden muss. Wir waren ziemlich lange mit dem Kleben beschäftigt, da der Kleber langsam trocknet. In diesen Pausen widmeten wir uns dann der anderen Basis, welche aus Plexiglas ist, aber dennoch geklebt werden musste. Und auch hier mussten nach dem Kleben die Seiten schön abgeschliffen werden, was wiederum mit einer sehr komisch aussehenden Abschleifhandmaschine gemacht werden musste. Die Plexistückchen verteilten sich überall im Raum und auch auf mir :)

In der Lunchpause fuhren wir mit Bernd nach Hause, da das Wetter nicht besonders gut war und ich meine Sandwiches vergessen hatte. Sehr gemütlich ist es allerdings nicht mit Bernd die Pause zu verbringen, denn irgendwie kann er sich keine Ruhe lassen und eigentlich mussten wir auch schon gleich wieder gehen.

Nach der Pause machten sich Ryan und ich dann an eine neue Aufgabe. Ein anderes Modell sollte einen aufwendigen Kasten bekommen, den man wechseln kann, sodass das Modell auf einem Tisch aber auch auf einer Art Podest stehen kann. Wir bauten und klebten und sägten und schliffen und und und.

Zwar hat Ryan mir erklärt, wie man die großen Sägen benutzt, aber davon halte ich mich fern. Ich bin mir echt für keine Aufgabe zu schade, obwohl die letzten beiden Tage wirklich langweilig waren, aber ich werde definitiv nicht an den Sägen arbeiten. Ich seh doch schon fliegende Finger, dazu muss man sagen, dass Bernd ein sehr besonderes Talent dafür hat, sich zu schneiden, obwohl er eigentlich ziemlich geschickt ist. Jedenfalls bin ich nicht versichert und werde daher keine Säge anrühren.

Zu Hause angekommen, konnten wir Sherry beim Dinner kochen zur Abwechslung mal helfen, das heißt Bernd und ich, die Jungs halten sich da sehr dezent zurück.

Mike würde ja gerne auch mal kochen, aber Sherry will ihm die gesunden Sachen, mit denen er kochen möchte, nicht kaufen und allein für alle zu bezahlen, ist ihm dann auch zu viel.

Jedenfalls aßen wir doch tatsächlich heute alle fünf an einem Tisch und hatten Dinner. Ich war fast begeistert, bis ich merkte, dass es keine gute Konstellation ist. Mike und Kris streiten sich einfach nur, wobei ich voll auf Mike’s Seite bin, denn Kris redet einfach viel zu viel Unsinn und hat keine Ahnung von der Welt, muss aber immer seinen Senf zu allem dazugeben, was einfach nervt.

Und irgendwie haben alle nur auf den Fernseher gestarrt und sich dann alle vier über das Programm in die Haare gekriegt. Mein einziger Kommentar war : „What a lovely family!“

Bernd ließ dann irgendwann den Kommentar fallen, ob ich denn nicht Tischlerin werden möchte. Es war wahrscheinlich als Scherz gemeint, aber die Aufgaben der letzten Tage haben so wenig Spaß gemacht, dass ich es nicht ganz so witzig fand. Jedenfalls meinte ich, ich bin hier, um heraus zu finden, ob ich Architektur studieren möchte. Ich bin mir auf jeden Fall jetzt schon sicher, dass ich nicht Tischlerin werden möchte!

Danach war Bernd, glaub ich, ein bisschen beleidigt, denn er benutzt an kaum etwas anderem als den Sägen. Er ist eine Art Tischler für Kästen für Modelle und alle gebauten Elemente um das Modell herum.

Aber er hat mir angeboten, in Zukunft mehr Upstairs, also mit den „Architekten“ (haben nicht alle Architektur studiert) sein zu können und am Computer zu lernen. Für solche Dinge ist nur Ryan nicht unbedingt der beste Ansprechpartner oder Lehrer, denn er glaubt, ich kann jetzt schon besser als er mit dem Zeichenprogramm umgehen.

Irgendwie hab ich manchmal ein schlechtes Gewissen, dass ich immer weggehe und nie Zeit mit ihnen verbringe, aber ich weiß einfach nicht, über was ich mich mit ihnen unterhalten soll oder was ich mit ihnen machen soll, außer fernsehen!

Also sitz ich wieder in meinem Zimmer, was aber total Spaß macht und guck selber fern oder lese. Das ist so schön, nicht auf die Uhr gucken zu müssen, weil man noch irgendwo hin muss oder Hausaufgaben machen muss oder irgendetwas, das war echt lange nicht mehr so! Deswegen muss ich meine Faulheit auch mal wieder rauslassen!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das ist ein Test.
Mama